Vladimir Vladimirowich Putin
Präsident Russlands
Ilinka-Straße, 23/16, Моskau, Rußland, 103132
Warschau, den 1 Januar 2020 Sehr geehrter Herr Präsident Putin,
mit Aufmerksamkeit habe ich
Ihre Rede anläßlich des Ende des Jahres 2019,
gehört, in der Sie auch mein Land - Polen erwähnten.
Sie sagten, Polen habe in den 1930er Jahren angeblich
eine tiefere Zusammenarbeit mit dem nationalsozialistischen Deutschland
gepflegt als sie zwischen Rußland und Deutschland war.
Ihrer Meinung nach, folgte daraus, daß die Schuld Polens für den
Ausbruch des Zweiten Weltkriegs
größer sei, als die Rußlands.
Ich bin darüber überrascht, daß Sie so wenig über die
Zusammenarbeit Rußlands mit Deutschland informiert sind.
In Ihrer Rede bestätigen Sie, daß die UdSSR
das letzte europäische
Land war, das einen Nichtangriffspakt mit Deutschland unterzeichnete.
Polen hat einen solchen Pakt früher geschlossen, was Sie als Beweis
für das stärkere Engagement Polens in der Zusammenarbeit mit Hitler
als die Rußlands' werteten. Der Nichtangriffspakt ist jedoch kein
Vertrag über eine Kriegszusammenarbeit. Polen ging keine Kooperation
mit Deutschland ein und lehnte das Angebot eines gemeinsamen Angriffs
auf Rußland strict ab, während Rußland as einzige Land war, das eine
solche auf Krieg gerichtete Kooperation mit Nazideutschland gegen
Polen führte.
Glauben Sie, das das nicht wahr ist ?
Sehr geehrter Herr Präsident, ist es wahr, daß Sie nichts über
die militärische Zusammenarbeit zwischen Rußland und Deutschland
vor dem Zweiten Weltkrieg wissen, die es Deutschland ermöglichte,
die Bestimmungen des Versailler Vertrags
zu umgehen und seine Kriegsfähigkeiten in der Luft und auf dem Boden
auszubauen und zu testen ?
Ohne diese Militärzusammenarbeit geführt von Deutschland auf
Territorum Rußlands
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Bereits im April 1922 vereinbarte Rußland
mit Deutschland militärische Zusammenarbeit
in Rapallo.
Junkers eröffnete daraufhin Militärflugzeugbauwerke
Chruniczew in Fili bei Moskau,
was ja laut Versailler Vertrag den Deutschen verboten war,
im Lipetzk eine geheime Pilotenschule
für Fokker und ein Übungsplatz um die Kampffähigkeiten zu testen,
unweit von Kazan einen Übungsplatz für Panzerübungen
Kama
und in der Nähe von Wolsk sogar eine Kriegsgasfabrik
Tomek ! |
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würde es möglicherweise gar keinen Krieg geben und
deutsche Junkers Flugzeuge würden 1939 an den
Bombenangriffen auf Warschau gar nicht teilnehmen können.
Wußten Sie nicht, daß
der Ribbentrop-Molotow-Pakt bestätigte nicht nur die Teilung
des polnischen Territoriums zwischen Rußland und Deutschland ?
Seine Erweiterung vom 29 Sept. öffnete den Weg zu vier
Gestapo-NKWD-Konferenzen,
die 1939-1941 stattfanden und der kriminellen Zusammenarbeit
gewidmet waren. Deren Inhalt war der Informationsaustausch über
Polen, die in gemeinsamen Nazis - Sowjet Interessen ermordet
werden sollten.
(2)
Glauben Sie, daß es einen solchen Austausch von Todeslisten
sowie Verfolgungsmitteln zwischen Rußland und Deutschland
nicht stattgegeben hätte ?
Wissen Sie ebefalls nichts über die sog.
polnische Operation NKWD 1937-1938,
bei der es laut NKWD-Angaben
über 111.000 Polen umgebracht wurden ?
Sie fand doch ein Jahr vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges statt !
Sehr geehrter Herr Präsident,
Sie erwähnen, daß die Rote Armee
in Polen erst dann einmarschiert ist, als die polnischen Behörden
die Kontrolle über ihr Territorium verloren haben.
In diesem Gebiet gab es jedoch eine polnische Verwaltung,
die auf Stalins Befehl in Katyn ermordet wurde.
Es ist auch wichtig, daß mehr als eine Million Menschen von ihren
Häuser nach Ural vertrieben wurde, wobei ein großer Prozentsatz
bereits im Transport umgekommen ist. Aus den Überlebenden
wurde die Armee von General Anders gebildet,
zu der die Polen vor der Verfolgung durch die Russen flohen. War es ein Eingriff,
der durch den Kontrollverlust der polnischen Behörden gerechtfertigt
war, oder war es eher ein bewaffneter Überfall, der nur diesen
Verlust an Kontrolle verursachte?
Ich erwähne hier auch Hitlers Wut, als er erfuhr, daß Stalin
die Offensive trotz vorherigen Vereinbarung bis zum 17. September
gestoppt hatte. Stalin zog es vor, auf die Haltung Frankreichs
und Großbritanniens zu warten. Als sich jedoch die russischen
und deutschen Truppen Ende September 1939 am Bug trafen, war es
kein Treffen von Feinden, sondern, was
die Aufnahmen und Dokumente
zeigen ein Treffen von Waffenfgenossen, die sich darauf freuten,
Polen besiegt zu haben.
Haben sie eine andere Meinung darüber ?
Herr Präsident, wissen Sie nicht, was KGB in Lemberg getan hat,
eine Organisation der Sie angehört haben ?
Auch Mitglieder meiner Familie wurden dort im
Lager Zamarstynow ermordet.
Zofia Strycharska-Ruebenbauer war eine Juristin und arbeitete
zuvor in einer Bank. Als sie vergewaltigt und zu Tode
gefoltert wurde, ging ihr Mann mein Onkel Jerzy Ruebenbauer
an der Mauer dieses Lagers umher und ist beinahe verrückt geworden.
Er hat sie vor weniger als zwei Jahren geheiratet.
Schließlich ist er von Ihnen nach Warschau geflohen,
das bereits unter der deutscher Besatzung stand,
wo er den Krieg überlebte.
Nach der Teilnahme am Warschauer Aufstand und seiner
Deportation als Kriegsgefangener kehrte er nie mehr
nach Polen zurück, da es für ihn im Nachkriegspolen
eine Todesgefahr darstellte.
Mein Vater Heinrich wurde auf einem Bauernhof in Kletno
bei Brest geboren - einem Hof, der meiner Familie gehörte.
Opa Franz Lisiecki stand schon an der Wand und sollte
von der Soldaten der Roten Armee erschossen werden
- aus welchem Grund ? - weil er ein Pole war, dazu
gebildet und verantwortungsbewußt. Wie durch ein Wunder
gelang ihm zu entkommen. Mit der Familie überquerte er
nachts im Winter 1940 den Fluß Bug und gelang zum
Generalgouvernement. Er wurde zur Arbeit nach Deutschland
gebracht, überlebte jedoch den Krieg. Er erlangte Freiheit
erst durch die Amerikaner, die 1944 nach Süddeutschland
besetzten. Erst dann konnte er nach Polen zurückkehren.
Wissen Sie nichts über die
Morde von Gefangenen nach 1941
außerhalb von Lemberg, bei der der NKWD 3.500 Polen umgebracht
hatte:
Luzk (2.000 Opfer),
Drohobytsch (1.2000 Opfer),
Chortkiv (890 Opfer)
Dobromil (800 Opfer)
Złoczow (700),
Sambor (um 600),
Ternopil (574),
Dubno (550),
Brzeżany (170) ?
Menschen die dort lebten waren doch nicht Ihre Feinde !
Sie verteidigten sich kaum.
Das waren ehemalige Bewohner dieser Gebiete.
Und Ponary ?
Sie begannen dieses Verbrechen bereits 1939 mit
Hinrichtungen an polnischer Offizieren.
Waren wir Feinde Rußlands, und haben wir gegen Sie
gekämpft, als wir 1939 von Ihnen angegriffen wurden ?
Im März 1945 kamen 16 Vertreter der polnischen Regierung,
auf Ihre Einladung zu Gesprächen. Sie hatten Ihre
Sicherheitsgarantien. Jedoch wurden sie allesamt
gefaßt und ermordet.
Noch fünf Jahre nach dem Krieg mordete
NKWD in Polenimmer noch Polen,
polnische Soldaten der Heimatarmee,
die sie Faschisten nannte, obwohl unter ihnen
Soldaten waren, die die höchste
polnische militärische Auszeichnungen für den Kampf gegen den
Faschismus inne hatten.
Waren sie wirklich Ihre Feinde?
Es ist wahr, daß die Beteiligung Polens am Zerfall der
Tschechoslowakei durch die
Besetzung von Zaolzie höchst berüchtigt ist.
Der Streit um die Gebiete mit angeblich polnischer Mehrheit
sollte auf dem friedlichem Wege beigelegt werden. Dabei
dürfte nicht die Gelegenheit genutzt werden, daß Deutschland
die Tschechische Republik besetzte. Zwei Soldaten kamen
bei dieser Intervention während der gesamten Besetzung
von Zaolzie ums Leben. Er waren ponischen Soldaten !
Der Einzug der Roten Armee in Polen im September 1939
bedeutete den Tod von Tausenden von Einwohnern dieser
Gebiete, die niemals zu Rußland gehörte,
und die Deportation von über einer Million über den Ural !
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More information about the incredible
crimes of the Russians on Poles is given by the historian
dr Leszek Pietrzak .
Are these figures incorrect? |
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Denken Sie, daß dieses Vergleich anders aussieht ?
Sehr geehrter Herr Präsident,
ich gehe davon aus, daß Sie ein aufrichtiger Mann sind,
was bedeutet, daß Sie nicht hinter Ihren Worten
eine völlig andere Realität verstecken,
die nur Ihnen bekannt ist.
Einfache Schlußfolgerung erlaubt es festzustellen, daß Sie
mit dem Wissen über die Auslösung des Zweiten Weltkriegs
getäuscht worden sein müssen. Geben Sie diesem Punkt etwa
nicht der falschen Geschichtsinterpretation nach, die in
Rußland vorherrscht ? Halten Sie es nicht für wahrscheinlich,
daß dieses verdrehte Bild der Geschichte, das in Rußland
so üblich ist, zum Teil aus der Geheimhaltung von Akten
über die Ereignisse stammt, die sich noch im Kremlarchiv
befinden? Sie haben jedoch als Präsident des Landes einen
besonderen Zugriff auf diese Akten ! Sie haben dochg wie kein
anderer die Möglichkeit, selbst zu prüfen, was die Wahrheit ist,
und eine eigene Version zu entwickeln, die mit diesen Akten
übereinstimmt. Dabei bräuchten Sie nicht auf die in Rußland
entstandenen populären Meinungen zurückgreifen, won denen
Sie wissen, daß sie aus Angst, oder sogar im Auftrag enstanden.
Sehr geehrter Herr Präsident,
ich wäre sehr an dem Wissen interessiert, ob sich in den Akten
des Kreml-Archivs Spuren der Zusammenarbeit Rußlands mit Deutschland
vor 1941, d.h. vor der deutschen Invasion in Rußland,
tatsächlich vorfinden. Gäbe es zum Beispiel keine Information
darüber, ob deutsche Offiziere als Beobachter am Massaker von
Katyn teilgenommen haben ? Ich frage danach, weil die Deutschen
1943 mit den Erstaunen die Gräber Tausender polnischer Offiziere
in Katyn entdeckten.
Kommt Ihrer Meinung nach etwa nicht in Frage,
daß sie schon lange befor von Katyn bestens informiert waren,
weil es auf diesem Gebiet eine gute Zusammenarbeit zwischen
Deutschland und Rußland gab ?
Sehr geehrter Herr Präsident,
ich versuche zu verstehen und richtig einzuschätzen,
wie schwierig die Situation damals für Rußland war.
Die Macht hielt ein bezahlter Tarnagent der tsarischen
Ochrana von 1902-1905 inne
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Ich berufe mich hier auf sie Arbiet
des russischen Geschichtschreibers Nikolaj Iwanow
veröffentlicht auf polnisch in
Gazeta Obywatelska nr.208
vom 20-ten Dezember 2019. Information über Dokumente,
die darauf hinweisen, daß Stalin in den Jahren 1902-1905 als
bezahlter Tarnagent der tsarischen Ochrana tätig war und
die nahelegen, daß das Hauptmotiv seiner weiteren Aktivität
darauf gerichtet war diese Wahrheit zu vertuschen, sollte
auch die amerikanische Zeitschrift "Life" 1956 veröffentlicht
haben. |
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der den größten Teil der Armee- und Partei-Führung ermorden
ließ, damit diese Wahrheit nicht ans Tageslicht kommt.
Aber diesen Verbrechen waren doch viele Menschen Ihres
Landes beteiligt. Wenn Millionen ermordet wurden,
ist der Vergleich des kommunistischen Rußlands mit
Nazideutschland Ihrer Meinung nach unangebracht ?
Die Anzahl der Opfer der sowjetischen Kommunisten,
insbesondere der NKWD, deren Nachfolgeorganisation, der KGB
Sie angehörten, entspricht etwa der Anzahl der Opfer
von Nazideutschland oder könnte auch höher liegen.
Halten Sie diese Zahlen für falsch ?
Herr Präsident, ich verstehe, daß Sie den Einfluß auf die
ganze Welt haben möchten, Sie möchten daß Rußland einen
solchen Einfluß hat. Aber wozu ? Dazu etwa, damit die ganze
Welt die Russen belächelt, sie wüßten nicht, wer den Zweiten
Weltkrieg begann ?
Mit freundlichen Grüßen
Zbigiew Lisiecki
(Der Brief wurde bei der Botschaft eingereicht.)
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